Nenad Zimonjic ist eine echte Tennis-Legende. Der Serbe war von 2008 bis 2015 einer der besten Doppel-Spieler der Welt und stand insgesamt 43 Wochen auf Platz eins der ATP-Weltrangliste. Gemeinsam mit dem Kanadier Daniel Nestor holte er 2008 den Grand Slam-Titel im Doppel. Mit 15 verschiedenen Doppelpartnern gewann er in seiner Karriere 53 Turniere, darunter zweimal Wimbledon (2008, 2009) und einmal Roland Garros (2010). Mit Serbien wurde er 2010 Daviscup-Sieger. Mit inzwischen 47 Jahren war Nenad Zimonjic nun zum zweiten Mal beim NECKARCUP dabei – mit einer Wildcard der Turnierdirektoren Metehan und Mine Cebeci. Im Interview erzählt er von seinen Wimbledon-Plänen und den Beweggründen, im höheren Alter nochmal angreifen zu wollen.
Nenad, du bist mit 47 Jahren der wohl älteste Spieler, der bislang beim NECKARCUP aufgeschlagen hat. Wie kommt es dazu?
Nenad Zimonjic: Bei mir hat sich in den letzten Monaten die Idee entwickelt, dass ich nochmal in Wimbledon spielen möchte. Dafür muss ich wieder in den Turnier-Flow kommen. Als ich 2019 zum ersten Mal beim NECKARCUP war, hat sich ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu Familie Cebeci entwickelt, und als ich ihnen von meinen Plänen berichtet habe, haben sie meine Beweggründe verstanden und mir die Wildcard gegeben. Dafür vielen Dank!
Gib uns mal einen Einblick, wie sehen deine Pläne aus und was sind die Beweggründe dafür?
Nenad Zimonjic: Ich möchte die Leute inspirieren und ihnen zeigen, was möglich ist, unabhängig vom Alter und von den äußeren Umständen. Das habe ich in meiner Karriere schon immer so gehalten. Ich habe Wimbledon mit einer gebrochenen Hand gewonnen, hatte vor fünf Jahren eine große Hüft-Operation und spiele jetzt mit zwei künstlichen Hüftgelenken. Ich weiß also, wie man Hürden überwindet…
Wie ist jetzt die Idee entstanden, nochmal nach Wimbledon zu wollen?
Nenad Zimonjic: Ich habe mich eigentlich die ganze Zeit über fit gehalten und sporadisch an Turnieren teilgenommen, auch während der Corona-Zeit. Im letzten Oktober hat mich dann mein Sohn gefragt, weshalb ich nicht nochmal angreife und wieder mehr Turniere spiele, wenn ich doch wieder schmerzfrei auf dem Platz stehen kann. Das war für mich ein Signal, um meinen Kindern zu zeigen, dass es einen nicht weiterbringt, nur von etwas zu reden. Erst wann man hart auf ein Ziel hinarbeitet, sieht man, ob es möglich ist, dieses zu erreichen. Wenn du es nicht probierst, wirst du nicht herausfinden, ob du es schaffst. In dieser Phase befinde ich mich gerade.
Zum Doppel gehört ja auch immer ein Partner, der mit dir auf den Platz geht…
Nenad Zimonjic: Stimmt, das ist nicht mehr so einfach wie früher. Wenn ein 47-Jähriger mit zwei künstlichen Hüften kommt und mit dir spielen möchte, löste das nicht wirklich Begeisterungsstürme aus (lacht). Sie müssen dich spielen sehen, um zu erkennen, dass du es noch drauf hast und fit genug bist. Mit meinem NECKARCUP-Partner Ramkumar Ramanathan hatte ich 2020 bei einem Challenger-Turnier in Spanien trainiert. Dann haben wir uns beim Daviscup-Duell unseres serbischen Teams, wo ich Captain war, gegen Indien wieder getroffen und sind seither in Kontakt geblieben.
Spielt bei deinen Plänen in gewissem Sinn auch die Idee mit, mit deinem Sohn mal zusammen Doppel ein Doppel zu bilden? Er spielt ja auch Tennis.
Nenad Zimonjic: In gewissem Sinne schon, ja. Aber er ist erst 14 Jahre alt und deshalb schätzungsweise noch vier Jahre davon entfernt. Ich sage ihm immer, er soll sich beeilen, weil ich nicht jünger werde (lacht). Aber ja, ein Traum wäre das schon. Wir würden damit echt Geschichte schreiben, wenn wir als Vater-und-Sohn-Doppel bei einem professionellen Turnier gemeinsam spielen würden.
Gibt es Pläne, was du nach deiner Karriere machen möchtest – falls dieser Zeitpunkt jemals kommen sollte?
Nenad Zimonjic: Ja, ich möchte gerne meine ganzen Erfahrungen aus allen Lebenslagen, das Know-how im mentalen bzw. psychologischen Bereich und solche Dinge in Seminaren oder Eins-zu-eins-Coachings an andere weitergeben.