Fast schon traditionell wurde es am Viertelfinal-Freitag nass auf der NECKARCUP-Anlage. Während die ersten beiden Partien bei schönsten Frühjahrswetter über die Bühne gehen konnten, setzte während des Spiels von Matthias Bachinger gegen Arthur de Greef gegen 18.30 Uhr der Regen ein. Das Turnier musste um etwas mehr als eine Stunde unterbrochen werden, ehe es weitergehen konnte. Am Abend schaltete Denis Novak kurz vor 23 Uhr den Titelverteidiger Rudi Molleker aus.
Gleich im ersten Match des Tages erlebten die Zuschauer auf dem sehr gut besuchten Center Court einen Kampf auf Biegen und Brechen. Stefano Travaglia und Hugo Dellien lieferten sich teils spektakuläre Ballwechsel, wobei vor allem der Italiener das Tempo bestimmte. Im zweiten Satz ließ sich die Nummer 124 der Weltrangliste allerdings von seinem Temperament aus dem Konzept bringen. Nach dem Satzverlust legte der 27-Jährige eine kurze Toilettenpause ein. „Danach habe ich mich wieder zusammengerissen, alle Energie in mein Spiel reingeschmissen und versucht mein bestes Tennis zu spielen“, so Travaglia. Mit Erfolg, denn am Ende stand ein 6:4 3:6 7:5-Sieg gegen den aufopferungsvoll kämpfenden Bolivianer.
Auch das zweite Viertelfinal-Spiel bot alles, was das Herz des Tennisfans begehrt. Im serbischen Duell Filip Krajinovic gegen Viktor Troicki standen sich zwei starke Aufschlagspieler gegenüber, die einander in- und auswendig kennen. Krajinovic, die ehemalige Nummer 26 der Weltrangliste, und Troicki, im Jahr 2011 die Nummer 12, beharkten sich bis zum letzten Punkt aufs Äußerste. Im Tiebreak des zweiten Satzes war Troicki bereits mit 4:2 in Front gelegen, ehe der NECKARCUP-Sieger von 2017 ausgleichen und nach 1:39 Stunden seinen ersten Matchball zum 7:5 7:6 verwandeln konnte. „Es war sehr schwierig, gegen einen guten Freund zu spielen. Ich habe eine Menge Druck verspürt und bin jetzt umso happier im Halbfinale zu stehen“, sagte Krajinovic.
Travaglia gegen Krajinovic – bisher hatte es diese Begegnung noch nie gegeben. Beide Spieler erwarten ein Match mit offenem Ausgang.
Zum Pechvogel des Tages wurde im dritten Match Matthias Bachinger. Der Münchener trat von Beginn an aggressiv auf und drängte seinen Gegner, den Belgier Arthur de Greef, mit hart geschlagenen Bällen in die Defensive. Doch dann setzte beim Stand von 6:3 0:0 (15:30) der Regen ein, so dass die Partie unterbrochen werden musste. Während sich Bachinger im Spielerbereich der Tennishalle hauptsächlich mit seinem Handy beschäftigte, lieferte sich de Greef eine lockere Partie Darts mit Dennis Novak.
Beim Wiederbeginn um 19.30 Uhr hatten sich die äußeren Verhältnisse entscheidend gewandelt. „Es war um einige Grade kälter, der Platz war durch den Regen weich und die Bälle flogen langsamer. Für mein Spiel war das suboptimal, während es für Arthur perfekt war“, bedauerte Matthias Bachinger, der nun keine Chance mehr hatte und die beiden verbleibenden Sätze mit 1:6 2:6 abgeben musste. Auch Arthur de Greef machte die Platzbedingungen dafür verantwortlich, dass er am Ende das Halbfinale erreichen konnte. „Bachi war im ersten Satz richtig gut, hat sehr aggressiv gespielt. Als der Platz dann langsamer war, konnte ich wesentlich besser returnieren. Jetzt bin ich natürlich happy, aber auch ziemlich erschöpft“, sagte der Belgier, der mit dem Sieg in die Top 200 der Weltrangliste zurückkehren wird.
Ein wahres Drama spielte sich dann am späten Abend beim Duell von Titelverteidiger Rudi Molleker gegen Dennis Novak ab. Molleker dominierte im ersten Satz und legte ein 6:1 vor, doch der Österreicher konterte. Die Nummer 121 der Weltrangliste gewann den zweiten Satz 7:5. Der Schlusssatz war hart umkämpft, doch dann rutschte Molleker aus, verletzte sich an der Leiste und wurde behandelt. Nach der Behandlungspause bekam Novak Oberwasser und konnte das Spiel am Ende knapp für sich entscheiden. „Am Anfang hatte ich keine Chance gegen Rudi. Dann habe ich ein paar Dinge geändert. Das hat sich gelohnt. Ich bin überglücklich, dass ich durch bin“, sagte der 25-Jährige.
Auch das Duell de Greef gegen Novak gab es noch nie. Novak dazu: „Immerhin haben wir am Freitag zusammen trainiert. Arthur ist ein richtig cooler Typ und ein extremer Fighter. Das wird ein hartes Match.“