Die Lock-Brüder kommen
aus Simbabwe und ganz schön rum
Von unserem Redakteur
Lars Müller-Appenzeller
TENNIS Das Spiel mit
dem kleinen gelben Filzball ist international wie kaum eine andere Sportart.
Diese Woche finden beispielsweise weltweit 16 internationale Tennis-Turniere für
Männer statt, unter anderem ein drittklassiges 15 000-US-Dollar-Turnier in
Kampala, der Hauptstadt von Uganda. Wie steht es ums Tennis in Afrika? „Wir
haben viele Talente, aber es ist unglaublich schwer, durchzubrechen, sich in
die Top 100 zu spielen. Und die meisten müssen mit 18, 19 Jahren aufhören, um
arbeiten zu gehen“, sagt Benjamin Lock. Der 26-Jährige bildet mit seinem Bruder
Courtney John (23) das Rückgrat des Davis-Cup-Teams von Simbabwe; das Doppel
schlägt diese Woche beim Neckar-Cup auf.
Schön und arm Unter
anderem Bolivien, Kolumbien und Pakistan sind diesmal beim Challenger in
Heilbronn vertreten und nichts Außergewöhnliches. Simbabwe, das
16-Millionen-Einwohner-Land nordöstlich von Südafrika, schon. „Simbabwe ist ein
sehr schönes, aber sehr armes Land“, sagt Benjamin Lock. „Um Profisportler sein
zu können, musst du dein Land verlassen.“ Die Lock-Brothers, die unter anderem
Englisch und Shona sprechen (beide gehören zu den etwa 15 Amtssprachen
Simbabwes), sind mit 13 beziehungsweise zehn Jahren nach Südafrika gezogen,
jeweils mit 18 in die USA. Sie sind weiß, sie sind in ihrem Heimatland die Minderheit.
Und sie sehen es als ein Privileg an, gemeinsam reisen, Tennis spielen zu
können. Wobei sie nicht jede Woche gemeinsame Sache machen können. Zu
unterschiedlich ist ihr Ranking in der Weltrangliste.
Die neuen Blacks?
Afrika hat außergewöhnliche Tennisspieler. Der Südafrikaner Kevin Andersson ist
beispielsweise aktuell die Nummer acht. Und einst dominierten die
Black-Geschwister Cara, Byron und Wayne die Doppel- und Mixedwelt, wurden
mehrfache Grand-Slam-Sieger. Die Blacks spielten für Simbabwe. Sind die Locks
die neuen Blacks? „Wir würden sie sehr gerne beerben“, sagt Courtney John Lock.
„Die Medien in Simbabwe verfolgen unseren Werdegang, ja. Aber es ist noch ein
langer Weg.“
Wie ihr Vater Martin,
bis vor kurzem Präsident von Simbabwes Tennisverband, spielen die Locks
Davis-Cup, derzeit quasi in der dritten Liga. Benjamin hat eine 30:12-Bilanz
und schlug kürzlich gegen Rumänien die Nummer 81 der Welt, Marius Copil. Sie
kommen rum. Benjamin Lock sagt: „Ich war schon in 48 Ländern, Sightseeing
gehört dazu.“