TENNIS Der
Österreicher Julian Knowle ist beim Neckar-Cup diesmal in noch ungewohnter
Rolle zu Gast – Für den TC Heilbronn gemeldet: Boris Borgula
Von unserem Redakteur
Lars Müller-Appenzeller
Das Gewusel um den
Players-Desk, dem Herz des Neckar-Cups, ist größer als in den vergangenen
Jahren. Weil mehr Profis im Hauptfeld spielen. Und weil zumindest gefühlt noch
mehr Profis mit Trainer angereist sind. „Alles ist noch professioneller
geworden“, sagt Julian Knowle. Auch spiele eine Rolle, dass es von Heilbronn
direkt weiter zu den French Open geht, dem wichtigsten Sandplatzturnier des
Jahres. „Jeder Spieler will seine Möglichkeiten optimal ausreizen“, sagt der
Österreicher. „Alleine kommst du nicht so weit.“ Wenige wissen das besser als
Julian Knowle. Der 45-Jährige war Dauergast in der Region. Früher bei den
Heilbronn Open in Talheim, jetzt beim Neckar-Cup. Diesmal ist alles anders: Der
ehemalige Grand-Slam-Sieger ist nun Trainer.
Vergangenheit und Zukunft
„Ich habe mich auf diese Woche unheimlich gefreut“, sagt der sympathische
Vorarlberger mit Blick auf den Players-Desk. Hier läuft seine Vergangenheit
vorbei, hier zeigt sich seine Zukunft: Mit Michael Kohlmann (45), dem Serben
Nenad Zimonjic (42), dem Slowaken Igor Zelenay (36) und André Begemann (34)
reiste Knowle um die Welt, sie waren einst Doppelpartner. Kohlmann wurde vor
vier Jahren Bundestrainer, Zelenay und Begemann sind noch aktiv, Zimonjic
wieder. Und Knowle? „Ich möchte schon noch das eine oder andere Turnier
spielen, habe aber keine Ambitionen mehr.“ Der Rücken. Eineinhalb Jahre habe er
verletzt pausieren müssen, aber zu Hause in Wien zwei Kinder zu ernähren. Es
kamen Angebote. Julian Knowle nickt und sagt: „Die Position als Trainer ist
inzwischen die richtige.“
Im April war Julian
Knowle mit dem Schweizer Marc-Andrea Huesler drei Wochen auf Turnieren in
Mexiko. „Es war neu, und es hat irrsinnigen Spaß gemacht“, sagt der
US-Open-Sieger im Doppel von 2007. „Ich glaube, dass ich nach 26 Jahren
Profikarriere sehr viel weitergeben kann.“ Man entwickle ein Auge. Diese Woche
hat er beide Augen auf Landsmann Dennis Novak gerichtet: „Es ist unsere erste
Woche“, sagt der Jung-Trainer. Tennis-Profis bleiben gerne im System.
„80 Prozent der Profis
arbeiten nach ihrer aktiven Karriere weiter in dieser Branche – als Coach oder
Berater“, hat Dirk Hordorff, Vize-Präsident des Deutschen Tennis Bundes, kürzlich
im „Tennis-Magazin“ gesagt. So ist es bei Michael Kohlmann, den sechs
gemeinsame Turniersiege mit Julian Knowle verbinden und eine tiefe
Freundschaft. „Wir kennen uns seit der U 14“, sagen beide unisono.
Im System Auch Boris
Borgula ist im System geblieben. Der 42-Jährige Slowake war bei der
Neckar-Cup-Premiere 2014 dabei, betreute damals den Halbfinalisten Andrej
Martin. „Seit vier Jahren coache ich Jozef Kovalik“, sagt der ehemalige
Davis-Cup-Spieler, der einst beim TC Bad Friedrichshall spielte („Ich glaube
neun Jahre lang“) und aktuell beim gastgebenden TC Heilbronn auf der Meldeliste
der Herren 40 steht. Ob er am Samstag in der Südwest-Liga mit den Trappenseelern
beim TC Biberach aufschlägt? „Mal schauen, wie weit Jozef kommt – Trainer ist
mein Job!“
Beim Neckar-Cup gibt
es auch andere Betreuungsmodelle: Rudi Molleker ist gerade auf Trainersuche,
wird hier von Papa Roman gecoacht. Doch langfristig steckt in einer
Vater-Sohn-Lösung Konfliktpotenzial. Deshalb wird Mats Moraing nicht von Vater
Heiner begleitet, sondern von Onkel Peter. In der Nähe des Players-Desks sitzen
sie oft beisammen, die Trainer. „Es macht einen Riesenspaß, sich
auszutauschen“, sagt der routinierte Neuling Julian Knowle.
„Ich glaube, dass ich
nach 26 Jahren Profikarriere sehr viel weitergeben kann.“
Julian Knowle
Fotos: Mario Berger
Foto: Lars
Müller-Appenzeller